Geschichte
Etwa um das Jahr 1922 wurde an der Technischen Hochschule Braunschweig ein Baustofflaboratorium ins Leben gerufen, das sich vor allem mit der Prüfung von Beton- und Stahlbetonbauteilen befasste. Prof. Neumann, der Gründer dieses Baustofflaboratoriums, übergab sein Amt an Prof. Raven, der sich hauptsächlich mit der Untersuchung von Straßenbaustoffen befasste. Parallel zu diesem, der Bauingenieurabteilung zugeordneten Institut entstand Mitte der Dreißiger Jahre unter Prof. Diekmann ein Institut für Baustoffkunde, das der Abteilung für Architektur angegliedert war.
Prof. Kristen, Nachfolger von Prof. Diekmann, widmete sich nicht nur dem Studium der Bindemittel, der Mörtel und des Betons, sondern wandte sich schon früh der Untersuchung von Bauteilen unter Feuerangriff sowie dem Schallschutz zu.
Prof. Dr. Theodor Kristen leitete am 1937 entstandenen "Institut
für baulichen Luftschutz" ab dem Herbst-Semester 1938/1939 das "Seminar
für Luftschutz". Kristen sollte Modellregeln entwickeln, mit denen
verschiedene Konstruktionen und Betonmischungen kostengünstig getestet
werden konnten. So entstanden Modellbunker im Maßstab 1:5.
Unter seiner Leitung wurde die Forschung zu Stahlbetonbunkern
schnell vorangetrieben. Um auch praktische Testergebnisse zu erhalten, war
es nötig, die Betonmodelle Probesprengungen auszusetzen. So erhielt das
Institut 1939 ein Gelände im Querumer Forst bei Braunschweig, auf dem
Spreng- und Beschussversuche stattfanden, deren Reste man noch heute - im
Jahr 2003 - finden kann [2]. Weitere Tests mit Bauwerken im Maßstab
1:1 wurden auf Truppenübungsplätzen in der Lüneburger Heide
gemacht. Ziel der Forschungen war eine größtmögliche Robustheit
bei minimalem Materialeinsatz. Man fand so u.a. heraus, dass Stahleinlagen
im Beton die Explosionsenergie aufnehmen und durch die plastische Verformung
vollständig abschwächen können und zusätzlich den Beton
verstärken. Aus diesen Erkenntnissen entstand die später sogenannte
Braunschweiger Bewehrung, die aus mehreren in den Beton eingelassenen Schichten
Stahldrahtmatten in einem fest definiertem Abstand besteht. Man hatte festgestellt,
dass der Beton an der Innenseite stärker bewehrt werden musste als auf
der Außenseite. Die Konstruktion erhielt so eine höhere Festigkeit
bei Bombentreffern und benötigte zudem weniger Stahl (ca. 30 kg/m3).
Ein weiteres Forschungsgebiet war die Betonzusammensetzung der Bunkerbauten.
[3]
Beide Institute erlitten in den letzten Kriegsjahren große
Schäden. Die Raumnot in den ersten Nachkriegsjahren zwang zu engstem
Zusammenrücken. Die beiden Institute für Baustoffkunde und für
Luftschutz wurden daher unter der Bezeichnung "Institut für Baustoffkunde
und Materialprüfung" zusammengefasst. 1963 konnte dann der Neubau
in der Beethovenstraße bezogen werden. 1964 erfolgte die Umbenennung
in "Institut für Baustoffkunde und Stahlbetonbau" und die Bildung
der "Amtlichen Materialprüfanstalt".
Architekt: Gerhard Kierig
Wie auf dem oben stehenden Bild zu sehen, war das damalige "Institut für Baustoffkunde und Materialprüfung" eines der ersten Gebäude, dass im Neubaubereich an der Beethovenstraße entstanden ist.
1968 wurde das Institut in ein Gemeinschaftsinstitut der Fakultät Bauwesen
umgewandelt.
Geprägt wurde die Geschichte des Institutes auch durch die vielen Professoren, die hier im Laufe der Zeit gewirkt habe. Besonders zu nennen ist hier Prof. Kordina, der auch die Forschung im Bereich des Brandschutzes weiter intensiviert hat.
Prof. Kordina war von 1959 als Nachfolger von Prof. Kristen
bis 1987 am Institut tätig. Mit Arbeiten über physikalische Grundlagen
des Festigkeits- und Verformungsverhaltens von Stahlbeton und Spannbeton,
über das Sicherheitsproblem im Massivbau, über Schwingungs- und
Stoßbeanspruchung von Bauteilen und über das Tragverhalten von
Flächentragwerken wurden anspruchsvolle Forschungsvorhaben aufgegriffen.
Die konsequente Fortsetzung der wissenschaftlichen Arbeiten über den baulichen Brandschutz würdigte der Wissenschaftsrat durch Anerkennung als Sonderforschungsbereich "Brandverhalten von Bauteilen".
Das Institut erhielt im Jahr 1978 den Namen "Institut für Baustoffe, Massivbau und Brandschutz" und gehörte seitdem zum Fachbereich 6 Bauingenieur- und Vermessungswesen. Dieser ist mittlerweile in der Fakultät Architektur, Bauingenieurwesen und Umweltwissenschaften aufgegangen.
Das Institut heute
Das iBMB umfasst heute vier Fachgebiete: "Baustoffe", "Massivbau", "Brandschutz" und "Organische Baustoffe und Holzwerkstoffe".
Es besteht ein Kooperationsvertrag zwischen der Technischen Universität Braunschweig (dem Institut für Baustoffe, Massivbau und Brandschutz) und der Materialprüfanstalt für das Bauwesen in Braunschweig. Eine enge Verknüpfung von Forschung und Materialprüfung ist kennzeichnend für die Arbeitsweise der MPA und des iBMBs.
Durch die gemeinsame Nutzung von Personal sowie Forschungs- und Prüfungseinrichtungen entstehen sinnvolle Synergieeffekte. Der Vorstand der MPA besteht zudem aus drei Professoren des iBMB. Vorstandssprecher ist derzeit Professor Martin Empelmann, der zudem geschäftsführender Leiter des iBMB ist.
Institut und MPA wurden im Lauf der Jahre beständig erweitert. Mittlerweile verfügen das iBMB und die MPA gemeinsam über 8 Hallen. Auf dem unten abgebildeten Foto sind die neuesten Erweiterungen noch nicht zu sehen. Zum einen befindet sich eine neue Halle in der Lücke, die auf der Abbildung in der Mitte zwischen zwei in Nord-Süd-Richtung liegenden Flügeln zu sehen ist. Diese trägt den Spitznamen "Weschekammer" nach dem längjährigen ehemaligen Leiter der Brandschutzabteilung der MPA Herrn Prof. Dr.-Ing. Jürgen Wesche. Bereits fertig gestellt ist auch die Halle 8. Sie befindet sich im Anschluss an den östlichen Flügel (ganz links, Halle 5) Richtung Süden.
Es gibt vier Hallen zur Brandprüfung, eine zur Arbeitsvorbereitung für die Brandprüfung, eine Schallhalle und eine Halle für mechanische Untersuchungen ohne thermische Beanspruchung. In dieser Halle steht mittlerweile eine Versuchseinrichtung für Spannkabel bis zu 10 MN statischer und 5 MN dynamischer Last mit 6 m Einspannlänge zur Verfügung.